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Rundbrief 2024

Liebe Mitglieder und Freunde der Bruderschaft zum Hl. Kreuz Würzburg! Aus dem Franziskaner-Minoriten-Kloster in Lage-Rieste sende ich Ihnen und Euch allen einen herzlichen Gruß, verbunden mit den besten Wünschen für ein gesegnetes und Frieden bringendes Jahr 2024!

Die Wünsche sind dieselben wie im vergangenen Jahr, nur der Ort hat sich geändert. Die meisten wissen es bereits, dass ich beim Ordentlichen Provinzkapitel am 7. November zum Guardian des nördlichsten und jüngsten Konvents unserer Provinz gewählt wurde. Seit 1. Dezember bin als Guardian in Lage-Rieste, in der Kommende (mit Betonung auf dem ersten „e“) als Ältester von vier Brüdern aus drei Nationen, und seit 1. Januar im Dienst der Diözese Osnabrück als Pastor in der Pfarreiengemeinschaft Hasegrund im Dekanat Osnabrück-Nord tätig.

Bei der Andacht im Dezember musste ich allen Anwesenden die aktuelle Nachricht mitteilen, dass mein Dienst als Präses der Bruderschaft zum Hl. Kreuz Würzburg am 30. September 2024 endet. Diese Aufgabe wird an die Diözese Würzburg zurückgegeben, zumal in unseren eigenen Reihen leider niemand zu finden ist, der sie übernehmen könnte. Somit steht aber auch fest, dass ich – so Gott will - im August meine 30. Kreuzbergwallfahrt noch machen kann. Bis dahin ist hoffentlich auch entschieden, wer mein Nachfolger sein wird.

So möchte ich in diesem letzten Rundbrief die Gelegenheit nutzen, meinen neuen Wirkungsort vorzustellen, zumal es eine schöne Verbindung zur Wallfahrt und zur Bruderschaft gibt.

Der Name unseres Konvents, Kommende Lage, verweist auf den Titel des Leiters eines Ritterhauses, dem „Meister“ oder „Komtur“. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts entstanden, ausgehend von der Kreuzzugsbewegung, an vielen Orten Niederlassungen zur Unterstützung des „Hospitals in Jerusalem“. Der Johanniterorden, der älteste heute noch bestehende Ritterorden, geht aus diesem Hospital in Jerusalem hervor, einer Pilgerherberge, zu der eine dem hl. Johannes dem Täufer geweihte Kirche gehörte, die dem Orden den Namen gab. Auch die Kommende Lage gelangte zu bemerkenswertem Reichtum mit 52 eigenen Höfen und 69 Pachthöfen. Die reichen Erträge der Liegenschaften dienten dazu, den weit entfernten Orden zu unterstützen.

Neben dem Kloster steht die St.-Johannes-Kirche zu Lage. Sie birgt das „Heilige Kreuz zu Lage“. Die Verehrung des Kreuzes Christi war seit jeher ein besonderes Anliegen des Johanniterordens. Der Überlieferung nach hatten im Jahre 1300 zwei Mitglieder der Johanniter in der Nähe des Konvents, am Kreuzberg in Wittenfelde, eine Vision: Bei hellem Sonnenlicht erblickten sie am Himmel ein Kreuz mit dem Bild des Erlösers, glänzender als die Sonne, und eine Stimme beauftragte die beiden, mit eigenen Händen „ein Kreuz mit dem Bilde unseres Herrn Jesu Christi, gleich jenem, welches ihr hier in der Luft sehet“, zu machen. Weiter sagte die Stimme: „Dieses Kreuz soll in der Kirche des Johanniterordens zu Lage aufgestellt werden, und alle, welche sich in Bedrängnis befinden, sollen hier Gnade finden.“

Ohne Vorkenntnisse in der Bildhauerkunst, aber vertrauend auf die Stimme vom Himmel, gingen die beiden ans Werk. Einen passenden Baum fanden sie in der Gemarkung Rieste. Es war ein Baum mit roten Blättern, von einer Art, wie sie in der ganzen Gegend kein zweites Mal wuchs. Auf wundersame Weise gelangte der gefällte Baumstamm nach Lage: Alle Pforten und Wege-schranken, sogar die Tore der Festung Lage öffneten sich von selbst, ohne Hilfe von Menschenhand. Ein Lahmer, der sich auf dem zurückgebliebenen Baumstumpf nieder-gelassen hatte, ging geheilt hinterher.

Die Weihe des Kreuzes durch den Fürstbischof von Osnabrück ist geschichtlich bezeugt, sie erfolgte am 29. August 1315, dem damaligen Fest der Enthauptung Johannes‘ des Täufers.

Das Hl. Kreuz zu Lage ist ein so genanntes Astkreuz. Es besteht aus zwei achtkantig behauenen schweren Balken, die in regel-mäßigen Abständen Astansätze aufweisen. Es ist 355 cm hoch und wiegt 134,5 kg. Im Haupt des Gekreuzigten sind 25 verschiedene Reliquien eingelassen, u.a. von Kreuz, Gewand, Grab und Krippe Christi sowie vom Kalvarienberg. Der Korpus ist gegen Beschädigungen durch Bretterwannen geschützt, an denen sich Handgriffe befinden. Beim Tragen legen sich gewöhnlich je drei Personen abwechselnd das Kreuz waagrecht auf die Schultern.  

Das ganze Jahr hindurch kommen Menschen mit ihren Sorgen und Nöten zum Kreuz nach Lage. Jeden Freitagabend findet die sog. Kreuz-Tracht statt. Die Betenden versammeln sich vor dem Kreuz, es werden Namen und Anliegen genannt, für die in besonderer Weise gebetet werden soll, dann machen sich alle mit dem (leichteren) Lager Vortragekreuz auf den Weg um die Kirche herum, einen Rosenkranz lang, und alle wechseln sich beim Kreuztragen ab, wie bei unserer Kreuzbergwallfahrt. 

Nur zu besonderen Anlässen wird das schwere Hl. Kreuz, das an einer Kette hängt, von der Wand genommen und abwechselnd von drei Personen getragen: an einem der Bitttage vor Christi Himmelfahrt zum Ursprungsort des Lager Kreuzes, dem ca. zwei Kilometer entfernten Kreuzberg, und am Sonntag nach Kreuz-erhöhung, wenn in Würzburg das Patrozinium der Kreuzbruderschaft gefeiert wird. Seit 1995 wird alljährlich an diesem Tag eine Diözesanwallfahrt mit Kranken und für Kranke durchgeführt. So bleibt die Erinnerung an dieses kostbare Gnadengeschenk Gottes lebendig.

Ein letztes Mal möchte ich mich am Ende dieses Rundbriefs wieder bei allen bedanken, die sich um den Druck und den Versand dieses Rund-briefs kümmern, sowie bei allen, die vor Ort und online mithelfen, dass der Rundbrief alle erreicht. Vergelt’s Gott für so viel Engagement in den vergangenen 30 Jahren!

Mit dem Wunsch unseres Vaters Franziskus,
pace e bene, Frieden und alles Gute,

P. Maximilian M. Bauer, Präses