In „Glück und Segen" sind all die guten Wünsche wohl am besten zusammen gefasst, „Gesundheit und Frohsinn" setzt der bekannte Glückwunsch-Kanon von Werner Gneist hinzu. Als Christen dürfen wir diese Wünsche an Gott richten, von dem alles Gute kommt. „An Gottes Segen ist alles gelegen": diese Erfahrung haben Menschen im Lauf der Geschichte gemacht und sie im Sprichwort festgehalten.
Gerade zu Beginn eines neuen Jahres sagen wir uns diese guten Wünsche gerne zu, und sie sollen uns durch das Jahr begleiten. Jedes Jahr frage ich mich aber auch, wie viele Menschen es wohl gibt, die selten oder nie solch gute Worte hören. Meine Gedanken gehen dabei auch zu Ihnen, liebe Leserinnen und Leser. Nur einen kleinen Teil von Ihnen sehe ich bei der Wallfahrt oder bei unseren monatlichen Gebetstreffen, und immer gehen wir mit Segenswünschen wieder auseinander. Den weitaus größeren Teil kann ich nur auf diesem Weg erreichen. Darum möchte ich mit dem diesjährigen Rundbrief alle Mitglieder und Freunde der Kreuzbruderschaft teilhaben lassen an drei großen Wörtern unseres Glaubens, die mich im vergangenen Jahr begleitet haben. Die Deutungen dazu kommen von P. Anselm Grün OSB, der uns mit seinen Impulsen auf dem Rückweg der Wallfahrt ein guter Begleiter ist. Auch die Aufnahmen der drei Bronzeplastiken von Fred Gerz sollen zur Besinnung und Meditation anregen.
Die Liebe Gottes
Viele beklagen sich, dass sie die Liebe Gottes nicht spüren. Die Liebe eines Menschen kann ich viel leichter spüren. Wenn ich jemanden umarme, spüre ich seine Liebe. Doch Gottes Liebe möchte uns auch umarmen. Gott umarmt uns durch seine Schöpfung. Wenn ich mich in den Wind stelle, kann ich spüren, wie Gottes Liebe mich zärtlich streichelt. Wenn ich mich von der Sonne bescheinen lasse, stelle ich mir vor, dass Gottes wärmende Liebe in mich eindringt und alles in mir annimmt. Ein anderer Weg ist der Atem. Im Atem strömt Gottes Liebe in mich ein. Ich kann mich mit dem Atem gleichsam streicheln und mir vorstellen, dass im Atem Gottes Liebe alle Bereiche meines Leibes durchdringt: Der Herr wacht über den Atem des Menschen, er durchforscht alle Kammern des Leibes (Sprichwörter 20,27).
Liebe drückt sich in Worten aus. Wenn ein Mensch mich liebt, sagt er mir liebe Worte. Gott spricht zu mir in der Bibel. Und das sind viele Liebesworte. Ich muss sie nur in mein Herz eindringen lassen. Ich kann mir z.B. das Wort aus Jeremia 31,3 vorsagen und es immer tiefer ins Herz fallen lassen: „Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt, darum habe ich dir so lange die Treue bewahrt." In diesem Wort kann ich Gottes Liebe spüren. Ich muss mich nur immer wieder der Liebe Gottes vergewissern.
Hoffnung
Die Hoffnung ist eine wichtige christliche Tugend. Dante hat über die Hölle das Wort geschrieben: „Lasse alle Hoffnung fahren!" Ein Ort ohne Hoffnung ist die Hölle. Die Hoffnung macht uns innerlich lebendig. Sie eröffnet uns die Zukunft und lässt uns vertrauensvoll in die Zukunft schreiten.
Die Hoffnung ist aber auch wichtig für das Miteinander. Hoffen – so sagt der französische Philosoph Gabriel Marcel – ist immer Hoffen für dich und Hoffen auf dich. Wenn ich für einen Menschen hoffe, dann gebe ich ihn nicht auf, auch wenn es ihm momentan nicht gut geht, oder wenn er momentan ganz verkehrte Wege geht. Die Hoffnung hat eine verwandelnde Kraft.
Die christliche Tugendlehre sieht die Hoffnung zusammen mit dem Glauben und der Liebe. Die Hoffnung macht unsere Seele weit. Und sie gibt uns den Mut, nie aufzugeben, weder uns selbst noch einen anderen, sondern durch alle Turbulenzen des Lebens im Vertrauen weiterzugehen, weil Gott selbst mit uns ist und Christus mit uns im Boot sitzt. In Psalm 130,5 heißt es: „Ich hoffe auf den Herrn, es hofft meine Seele. Ich warte voll Vertrauen auf sein Wort."
Ich hoffe auf das, was in mir unsichtbar ist, auf die heilenden Kräfte in meiner Seele, die ich oft nicht sehe, auf die Liebe, die in mir ist und gerade erloschen zu sein scheint. Und ich hoffe auf den guten Kern im andern, den ich gerade nicht sehe, weil er sich so aggressiv verhält. Die Hoffnung will letztlich das Heil, das unsichtbar in uns ist, wieder sichtbar werden lassen. Die Hoffnung will all das, was Gott in uns hineingelegt hat, zum Vorschein kommen lassen. Aber dazu braucht es Geduld, damit das Unsichtbare in uns langsam sichtbar wird.
Heilung und Befreiung
Gott bietet jedem Menschen die Erlösung an. Gott war schon immer der erlösende und befreiende Gott. Das Alte Testament spricht davon, dass Gott uns aus der Not erlöst und dass er uns von den Fesseln des Todes befreit. Auch in anderen Religionen ist Gott immer der erlösende Gott, der den Menschen aus seiner Verstrickung in die Welt erlöst. In Jesus Christus kommt Gottes erlösendes Wirken zum Gipfelpunkt.
Für uns Christen ist die Taufe der Weg, in die Gemeinschaft mit Christus aufgenommen zu werden. In der Taufe werden wir der Herrschaft der Welt entrissen und in das Reich Christi aufgenommen, in dem wir Heil und Heilung erfahren dürfen.
Wenn wir die Gebote Gottes einhalten, dann erfahren wir, dass sie uns zum Leben führen. Die Gebote Gottes sind ein Weg in die innere Freiheit und in den inneren Frieden.
Die Sakramente zu empfangen ist Ausdruck unseres christlichen Glaubens. Und in den Sakramenten erfahren wir immer aufs Neue die Liebe, mit der uns Christus bis zur Vollendung geliebt hat.
Die Kirchenväter sagen uns, dass uns Christus selbst in den Sakramenten berührt. Aber zugleich dürfen wir darauf vertrauen, dass Gottes erlösendes Tun weiter ist als die Sakramente der Kirche. Gottes Erlösung umgreift alle Menschen. Aber auch da kommt es darauf an, dass sich die Menschen diesem erlösenden, heilenden und befreienden Wirken Gottes öffnen.
Wir sollen also dankbar sein für das Geheimnis der Gebote und der Sakramente. In ihnen hat uns Gott einen hilfreichen Weg geschenkt, ein erfülltes Leben zu leben, ein Leben, das von seiner Gnade und seinem göttlichen Geist durchdrungen ist.
Liebe Leserinnen und Leser,
mit diesen Gedanken von P. Anselm Grün wünsche ich Ihnen gute Begleiter durch das Jahr, und gute Wegweisungen für ein christliches Leben. Herzlich lade ich Sie ein zu den Gebetstreffen der Kreuzbruderschaft jeweils am 3. Mittwoch des Monats sowie zu den Andachten, die Sie auf der Rückseite des Rundbriefs finden. Es freut mich sehr, dass mit Br. Steffen Behr einer unserer jüngsten Brüder aus dem Konvent Würzburg zugesagt hat, in diesem Jahr den Einkehrtag im Schönstattzentrum zu gestalten. Gerne können Sie dieses Angebot auch an Freunde und Bekannte weitergeben.
Auch das ist für mich immer wieder ein Segen: dass wir in der Bruderschaft so viele helfende Hände haben, denen ich an dieser Stelle ein herzliches Vergelt's Gott sagen möchte: Unserm neuen Wallfahrtsleiter Michael Seufert, der diesen Rundbrief auf die Website stellt und dort das ganze Jahr über für Aktualität sorgt, unserm Vorstandsmitglied Wolfgang Rüger für die Liste der Verstorbenen und für das Organisieren des Rundbriefversands, sowie allen, die beim Versand und beim Verteilen in den Ortschaften helfen.
Mit dem Wunsch unseres Vaters Franziskus,
pace e bene, Frieden und alles Gute,
P. Maximilian M. Bauer, Präses