Im letzten Rundbrief habe ich Sie an dieser Stelle wissen lassen, dass ich gerne Postkarten schreibe und mich selber über jeden dieser kleinen Grüße-Vermittler freue. Ich hatte dabei nicht im Blick, dass diese Information auch als Einladung gedeutet werden kann, mir eine Postkarte zu schreiben. Aber genau so war es, und ich darf sagen: Ich hatte im zurückliegenden Jahr ganz oft diesen Grund zur Freude, wenn aus allen Richtungen, ja sogar aus allen Erdteilen Grüße per Postkarte kamen, von manchen Absendern doppelt und dreifach. Gerne würde ich hier alle Orte nennen, damit sich die Absender wieder finden, aber das nähme zu viel Platz in Anspruch. Ob aus Salzburg, Riga, Bucovina oder aus Usedom – ich habe mich über jede Karte gefreut und möchte auf diesem Weg ein ganz herzliches Dankeschön dafür sagen!
Natürlich haben mich auch vermehrt Grüße mit der elektronischen Post erreicht, besonders zum Namenstag und Geburtstag, zu den kirchlichen Hochfesten und, nicht zu vergessen, vor und nach der Wallfahrt. Und alle waren sie mit guten Wünschen verbunden, die ich gerne gelesen und dankbar angenommen habe. Auch dafür den Schreiberinnen und Schreibern herzlichen Dank!
Wenigstens einmal im Jahr kann ich alle Mitglieder und Freunde der Bruderschaft zum Hl. Kreuz Würzburg mit diesem Rundbrief erreichen. Er soll ein Zeichen der Verbundenheit sein, besonders auch mit den vielen, denen ich im Laufe des Jahres nicht begegnen kann, die aber genauso zur Bruderschaft gehören. Das wird mir vor allem bei den Gebeten der Bruderschaft bewusst: Auf dem Weg zum Kreuzberg und zurück beten wir einen Rosenkranz für alle Mitglieder und ihre Familien, für alle, die daheim bleiben und nicht mehr mitgehen können, aber auch für alle, die uns auf unserem Weg begleiten und stützen durch ihr fürbittendes Gebet für die Wallfahrt. Ihnen und euch allen gilt dieser Rundbrief, auch als Einladung zu den Gebetstreffen der Bruderschaft und als Informationsträger für die immer umfangreichere Organisation der Wallfahrt (beides siehe angehängtes PDF-Dokument).
Früher habe ich gerne Postkarten von meinem Heimatdorf Wasentegernbach verschickt. Unser Vater, Franz Bauer, war der „Kramer von Wasentegernbach“ und Inhaber eines Gemischtwarenladens, wie es sie früher in jedem Dorf gab. Als solcher ließ er immer wieder den Druck von Ansichtskarten vom Dorf und seiner Umgebung in Auftrag gegeben. Die letzte und schönste, auch qualitativ beste dieser Karten möchte ich Ihnen allen heute zukommen lassen. Seit meinem Silbernen Priesterjubiläum im Mai 2013, das ich dann im September mit einer Abordnung der Bruderschaft auch in meiner Heimat feiern durfte (s. Rundbrief von 2014), werde ich des öfteren nach meiner Herkunft gefragt. Gerne nutze ich die Gelegenheit, auf diesem Weg Auskunft zu geben, damit Sie ein klein wenig von meiner Heimat und meinen Wurzeln kennen lernen können.
Wer die Möglichkeit hat ins Internet zu gehen, dem möchte ich die Seite www.wasentegernbach.de empfehlen. Sie wird zwar nicht mehr aktualisiert, weil sich längst viele neue Websites entwickelt haben. In der Menuspalte links finden alle Interessierten aber umfangreiche, aktuell gebliebene Infos über Ort, Einwohner, Kirche und Historie meines Heimatdorfes. Einige ganz persönliche Erinnerungen möchte ich Ihnen allen im Blick auf die umseitige Postkarte weitergeben.
vergrößern Fam. BauerIn der Mitte des Dorfes – wie auch der Postkarte – steht unsere Kirche St. Johannes Evangelist, eine von sieben Filialkirchen des Pfarrverbands St. Wolfgang-Schwindkirchen-Schönbrunn, Dekanat Dorfen, Kreis Erding. Mit dieser Kirche, gleich neben dem elterlichen Bauernhof gelegen, bin ich von klein auf verbunden. Meine ersten lateinischen Wörter lernte ich im Vorschulalter anhand einer Tafel, die unser großer Bruder Franz als Oberministrant verwenden durfte, um die für die Ministranten vorgesehenen Gebete auswendig zu lernen. Damals lauteten die ersten Worte des Priesters nach der Eröffnung mit dem Kreuzzeichen: „Introibo ad altare dei“, und die Minis antworteten: „ad deum, qui laetificat iuventutem meam“. Weiter bin ich auch nicht gekommen, denn nach 1965 wurde die Liturgiereform des II. Vatikanischen Konzils umgesetzt, und die lateinischen Gebete entfielen. Die Worte sind hängen geblieben – und sie sind wahr geworden, denn ich bin tatsächlich „zum Altar Gottes getreten, zu Gott, der mich erfreut von Jugend an“. Wenigstens ein Mal im Jahr, nämlich zum Patrozinium am 27. Dezember, trete ich an diesen Altar, und es ist dann eine besondere Freude, mit meiner Heimatgemeinde diesen Festtag zu begehen, die hl. Messe mit schöner musikalischer Gestaltung zu feiern und am Ende den Johanneswein zu segnen (auch Traubensaft für die Kinder ist dabei), um gemeinsam auf die Liebe des hl. Johannes und auf einen „guten Beschluss“ des alten bürgerlichen Jahres anzustoßen. Diesen fränkischen Brauch haben die Wasentegernbacher gerne übernommen!
Der Hochaltar ist auf der linken Seite durch den hl. Franziskus von Assisi gerahmt, deutlich zu erkennen am Zingulum. In seiner rechten Hand, auf dem Bild leider im Gegenlicht, trägt er ein Kruzifix als Ausdruck seiner tiefen Liebe zum gekreuzigten Heiland und Erlöser. Ob diese Statue für meine Berufung zum Franziskaner-Minorit eine Rolle spielte, weiß ich nicht zu sagen. Heute freut es mich natürlich, dass unser Ordensvater schon sehr früh auf den kleinen Kramer-Max herunter geschaut hat – und dieser immer wieder gerne zu ihm hinauf!
„Eine Renovierung in den 80er Jahren hat kostbare Wandgemälde zu Tage gefördert, die unter mehreren Kalkschichten verborgen waren“, heißt es auf der Website unter „Kirche und Pfarrgemeinde“. So ist über dem rechten Seitenaltar die „Flucht nach Ägypten“ gemalt: Maria sitzt auf dem Esel und stillt das Jesuskind, während im Hintergrund schon die Soldaten des Herodes nahen. Dazwischen hat der Maler aber noch – und das ist eine Seltenheit, wenn nicht einzigartig – den Ochsen gesetzt, der sonst nur an der Krippe zu sehen ist. Es darf gerätselt werden, was den Maler zu dieser Komposition bewegt hat.
vergrößern P. Maximilian M. BauerUnter dem Gemälde geht es franziskanisch weiter. Da hat zunächst die Statue eines Kapuziners, des hl. Bruder Konrad von Parzham seinen Platz, und links davon steht eine Kerze mit dem Tau-Zeichen und dem Portal der Franziskanerkirche, eine Gabe der Familie Wachs-Schenk, die die Verbundenheit zwischen meiner Heimatgemeinde und dem Würzburger Konvent zum Ausdruck bringen soll.
Zuletzt möchte ich noch einmal danke sagen: Herrn Hubert Hornung für die Aktualisierung der Hinweise, Herrn Wolfgang Rüger für die Liste der Verstorbenen und für das Organisieren des Rundbriefversands, Herrn Michael Seufert, der diesen Rundbrief auf die Website stellt und dort für Aktualität sorgt, sowie bei allen, die beim Versand und beim Verteilen in den Ortschaften helfen. Möge auf diesen verschiedenen Wegen eine kleine Freude zu Ihnen nach Hause kommen.
Mit dem Wunsch unseres Vaters Franziskus,
pace e bene, Frieden und alles Gute,
P. Maximilian M. Bauer, Präses