„Ende gut, alles gut“
Auch für die Bruderschaft zum Hl. Kreuz Würzburg schaue ich auf einen guten Wechsel im vergangenen Jahr zurück. Bereits zum Jahresende 2011 hatte Karlheinz Greser seinen Wunsch klar zum Ausdruck gebracht, nach 20 Jahren sein Amt als Präfekt der Bruderschaft in jüngere Hände legen zu wollen. Ich möchte auch hier im Rundbrief die Gelegenheit nutzen, Herrn Greser ein herzliches Danke und „Vergelt’s Gott“ zu sagen für allen Einsatz in den Anliegen der Bruderschaft. Herr Greser selber hat diese Anliegen viele Jahre lang auf dem Rückweg der Wallfahrt allen zu Gehör gebracht, verbunden mit dem Abriss über die Geschichte der Wallfahrt, und damit gleichzeitig erfolgreich die Werbetrommel für neue Mitglieder der Bruderschaft gerührt.
„Man sieht sich – und man freut sich“
Diese Wirkung nach außen war immer verbunden mit einer Wirkung nach innen, und Herr Greser hat dafür die schöne kleine Formel „Man sieht sich – und man freut sich“ gefunden. Das lässt sich nicht nur beim monatlichen Gebetstreffen und bei den Gottesdiensten der Bruderschaft erleben, sondern ebenso bei den Sitzungen der Vorstandschaft der Bruderschaft. Auch wenn sich dadurch manche Sitzung etwas in die Länge zog, so war es doch für den Großteil der Mitglieder eine willkommene Gelegenheit, sich auszutauschen und sich am gemeinsamen Tun zu erfreuen.
„Was uns gehört – was uns verbindet“
Zu seinem Abschied aus dem Dienst des Präses beschenkte uns Herr Greser mit einer Bilddokumentation aller Gegenstände, Kreuze, Bildstöcke etc., die der Würzburger Kreuzbruderschaft gehören, für die wir verantwortlich sind, die uns aber auch zum gemeinsamen Streben verbinden. Dank der Leidenschaft seines Vorgängers als Präfekt, Eduard Popp, und der umfangreichen fotographischen Tätigkeit von Hans Heer in mehr als 50 Jahren für Volksblatt und Bruderschaft liegt uns diese Sammlung nun vor und eröffnet gleichzeitig den Blick für anstehende Aufgaben der Bruderschaft in den kommenden Jahren.
Froh und dankbar sind wir, dass Herr Greser sich bereit erklärt hat, weiterhin als Mitglied der Vorstandschaft zu wirken. Die anstehenden Aufgaben – das „Würzburger Kreuz“ vor Arnstein, die Kreuzwegstationen in Gramschatz – brauchen ein umfangreiches Wissen und gute Verbindungen zu den zuständigen Landratsämtern, Forstämtern, Bürgermeistern, Holzbildhauerschulen etc...
„Anfang gut – alles gut!“
In unserer Sitzung am 15.02.12 standen bzw. saßen wir zunächst ohne Präses da. „Man war im Gremium der Meinung, dass der neue Präfekt aus den Reihen der bisherigen Vorstandschaft kommen sollte, da dieser mit der auf ihn zukommenden Arbeit am besten vertraut ist“, schreibt unser Schriftführer Günter Klein im Sitzungsprotokoll. An dieser Stelle ein herzlicher Dank an Herrn Klein, der während des Jahres nicht nur für die Protokolle und für den Druck des Bruderschaftskalenders sorgt, sondern in der Zeit der Sedisvakanz auch die zusätzliche Schreibarbeit übernahm. Ganz untätig waren die Vorstandsmitglieder in den Zwischenzeit auch nicht gewesen; vielmehr waren sie bei ihren Überlegungen zu dem Ergebnis gekommen, dass nach 365 Jahren durchaus auch eine Frau dieses Amt übernehmen könnte. „So erklärte sich Frau Barbara Schebler bereit, dieses Amt zu übernehmen. In der anschließenden Abstimmung wurde sie einstimmig zur neuen „Präfektin“ gewählt. Die anwesenden Vorstandsmitglieder sagten ihr ihre volle Unterstützung zu, und der scheidende Präfekt wünschte ihr viel Glück für ihre neue Aufgabe.“ So ist es im Protokoll festgehalten, und ich möchte ergänzen, dass der gesamte Vorstand davon überzeugt ist, die beste Lösung für die wichtige Aufgabe der Präfektin gefunden zu haben.
Mit viel Schwung und Energie machte sich Barbara Schebler an ihre neue Aufgabe als Präfektin der Bruderschaft. Für Nicht-Wallfahrer sei erwähnt, dass Frau Schebler zusammen mit Oliver Auer seit mehr als 20 Jahren den wichtigen Part des Vorbetens bei der Wallfahrt inne hat. Mit unserer Annahme, dass sich beide Aufgaben nicht überschneiden, sind wir offensichtlich einem Irrtum erlegen, denn schon bei der nächsten Wallfahrt musste sie auch als Präfektin aktiv werden. Als Dank und Anerkennung für alle Verdienste als Präfekt überreichte sie zu Beginn des Wallfahrtsgottesdienstes auf dem Kreuzberg die Bruderschaftsmedaille an Karlheinz Greser und wünschte ihm viel Kraft für alle kommenden Aufgaben.
Ich nutzte – bewusst an dieser Stelle – die Gelegenheit daran zu erinnern, dass es eine Initiative von Herrn Greser war, nach den zehn Stationen der Betrachtung des Leidens Jesu (auf dem Hinweg zum Kreuzberg), dem feierlichen Kreuzweg am Morgen des dritten Tages und der Feier von Tod und Auferstehung im Wallfahrtsamt auf dem Kreuzberg, die Stationen des Heimwegs mit einem Lichtweg, einem Auferstehungsweg, zu gestalten. Er traf dazu auch eine erste Auswahl aus dem Buch von P. Anselm Grün OSB "Die Osterfreude auskosten - 50 Impulse zur Osterzeit". Daraus gingen die sieben Impulse hervor, die uns seither auf dem Heimweg nach Würzburg begleiten.
Mit guten Vorsätzen ins neue Jahr
Haben Sie für das neue Jahr einen besonderen Vorsatz gefasst? Für viele ist es zur guten Gewohnheit geworden, am Ende eines Jahres noch einmal innezuhalten, eine persönliche Zwischenbilanz zu ziehen, um dann nach einiger Selbstkritik zu beschließen: ja, nächstes Jahr, da wird alles anders! Die Zeit des Jahreswechsels ist gefüllt, manchmal auch überfrachtet mit Hoffnungen, Erwartungen und Wünschen. Oft halten die guten Vorsätze jedoch nicht lange an. Es war gut gemeint, aber „gut gemeint“ allein, das reicht eben doch nicht. Die Chance zum Neuanfang, sie ist schnell vertan.
Die Chance für einen Neuanfang nutzen
Wir alle stehen am Beginn eines neuen Kalenderjahres. 365 Tage stehen uns zur Verfügung, die wir gestalten können, 365 Tage, an denen wir neu anfangen können. Die Fähigkeit, anfangen zu können und etwas Neues zu beginnen, zeichnet uns Menschen aus. Anders als die Abläufe in der Natur, die den gleichbleibenden Gesetzmäßigkeiten von Werden und Vergehen folgen, sind wir Menschen in der Lage, unser Leben und unser Lebensumfeld kreativ zu gestalten. Wir können Akzente setzen, Entscheidungen treffen, einen Neuanfang wagen. Wir hoffen im neuen Jahr auf Veränderungen, Reformen und Verbesserungen, weil wir selbst zur Veränderung fähig sind. Auf neue Herausforderungen und sich ändernde Lebensbedingungen müssen auch wir immer wieder neu reagieren. Darin liegt die eigentliche Größe und zugleich die Herausforderung unseres Menschseins: dass wir nicht nur nach festgelegten Mustern funktionieren, sondern eben auch für Überraschungen gut sind.
Gott und Mensch als Anfänger
Der Mensch ist in gewisser Hinsicht frei und unabhängig. Ohne einen Antrieb von außen kann er etwas von sich aus beginnen. Er ist deshalb, nach einem Wort des evangelischen Theologen Eberhard Jüngel, ein „Anfänger“. Mit dem Begriff „Anfänger“ verbinden wir zunächst etwas Unvollkommenes. Dem Anfänger fehlt noch die Erfahrung, die Übung, das Können. Was der Anfänger probiert, geht vielfach daneben. Jüngel dagegen macht uns darauf aufmerksam, dass „Anfangen können“ etwas Positives, eine Begabung, ja eine Auszeichnung ist. Wir brauchen nur an Kleinkinder zu denken, die in jeder Hinsicht „Anfänger“ sind. Doch wie sehr freuen sich die Eltern schon über die zaghaften Anfänge des Kindes, das Aufstehen, die ersten Schritte oder die ersten Worte. Die Gabe des Anfangen Könnens haben wir von Gott erhalten, der noch in ganz anderem Maß als wir selbst Neuanfänge setzen kann. Er ist der Ursprung, der Anfang schlechthin. Mit unseren Uhren und Kalendern zählen wir lediglich die Zeit, die er überhaupt erst erschaffen und uns zugeteilt hat. Von diesem Schöpfergott kann deshalb Jüngel sagen: „Er ist der ursprüngliche Anfänger. Er ist der Anfänger schlechthin.“ (E. Jüngel, Anfänger, Radius-Verlag, Stuttgart 2003)
Zeit für den Neuanfang
Anfangen können, das zeichnet uns Menschen aus. Wir würden uns sogar Chancen vergeben, wenn wir von den Möglichkeiten, die Gott für uns bereit hält, keinen rechten Gebrauch machten. Nicht umsonst sprechen wir im Schuldbekenntnis zuerst von dem, was wir „Gutes unterlassen“ haben. Damit gestehen wir ein, dass wir den Neuanfang oft nicht gewagt, eine Chance, die sich ergeben hat, nicht genutzt haben.
Vor uns liegt nun ein neues Jahr, das die Gelegenheit zu vielen Neuanfängen bietet. Und bestimmt fallen Ihnen einige Beispiele ein: Da wäre es nötig, einen Kontakt wieder aufzunehmen, einen lange hinausgeschobenen Brief zu schreiben, ein klärendes Gespräch zu suchen. Es wäre vielleicht an der Zeit, für sich selbst etwas zu tun, am eigenen Lebensstil etwas zu ändern, einen lange gehegten Traum zu verwirklichen. Wir könnten unsere Mitmenschen in den Blick nehmen, uns selbst und unsere Talente für sie einbringen. Vielleicht trauen wir uns, die eine oder andere Veränderung in Angriff zu nehmen. Dabei muss ja nicht alles sofort zu einem sichtbaren Erfolg führen. Es ist das Privileg des Anfängers, etwas ausprobieren, etwas versuchen zu dürfen. Auch Gottes Neuanfang mit uns Menschen war ein großes Wagnis. Unverständnis, Ablehnung und Verfolgung haben Jesus ein Leben lang begleitet. Vertrauen wir darauf, dass Gott auch unsere Anfänge mit seinem Segen begleitet und selbst vollenden wird, was wir begonnen haben.
Für dieses neue Jahr wünsche ich Ihnen den Mut und die Kraft, solche Neuanfänge zu wagen. Gelegenheit dazu haben wir reichlich: 365 Tage lang.
Zeit zum Danken
Zuletzt möchte ich ein Danke sagen. Zuerst im Namen des Konvents der Franziskaner-Minoriten in Würzburg allen Wallfahrerinnen und Wallfahrern sowie dem Vorstand der Bruderschaft für die großherzige Spende beim Opfergang auf dem Kreuzberg, die für die Sanierung der Fassade unserer Franziskanerkirche zur Verfügung gestellt wurde. Dank vieler weiterer Spenden konnten wir alle Rechnungen bezahlen und wagen bereits jetzt einen Neuanfang: die Innenrenovierung der Kirche!
Ich möchte aber auch jedem einzelnen Mitglied des Vorstands für alle geleisteten Dienste im zurückliegenden Jahr, und allen Helferinnen und Helfern beim Versand und Verteilen dieses Rundbriefs, der ersten Aktion im neuen Jahr, ein herzliches Danke sagen.
Mit dem Wunsch unseres Vaters Franziskus,
pace e bene, Frieden und alles Gute
P. Maximilian M. Bauer, Präses