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Rundbrief 2011

Liebe Mitglieder und Freunde der Bruderschaft zum Hl. Kreuz Würzburg! Aus dem Franziskanerkloster in Würzburg sende ich Ihnen und Euch allen einen herzlichen Gruß! Sie ist mittlerweile in aller Munde und in allen Medien, und sie kann gar nicht präsent genug sein: Die Seligsprechung des im Konzentrationslager Dachau gestorbenen Märtyrerpriesters Georg Häfner (1900-1942) am 15. Mai im Würzburger Kiliansdom.

Der Hinweis auf dieses große Ereignis soll auch im Rundbrief der Bruderschaft zum Hl. Kreuz Würzburg an erster Stelle stehen, denn noch ist viel zu wenig bekannt, dass Pfr. Georg Häfner Mitglied unserer Bruderschaft war.

Wer einmal bei der Wallfahrt dabei war, erinnert sich gewiss an diesen Abschnitt des Weges: Es ist der 20. August, kurz nach 7.00 Uhr, wir verlassen Rimpar und mühen uns den Berg hinauf in Richtung Wolfsbild.

Gerade den Wallleuten aus Rimpar ist es zu danken, dass die Wallfahrt während des Krieges und danach nicht zum Erliegen kam. War es ein Wallfahrer, war es der Vorbeter, war es der Präses – wir wissen es nicht, aber ich kann es mir gut vorstellen, dass bei der Wallfahrt 1943 einer aus der damals eher kleinen Gruppe sagte: „Heut’ vor einem Jahr, um diese Stunde, ist der Pfarrer Häfner in Dachau gestorben. Denken wir an ihn – gewiss hat er in seiner Todesstunde auch daran gedacht, dass jetzt die Wallfahrt auf den Kreuzberg begonnen hat, und beten wir für ihn – er ist ja jetzt unser Fürbitter im Himmel.“

So hat die Bruderschaft zum Hl. Kreuz Würzburg bis zum heutigen Tag das Gedenken an Pfr. Georg Häfner gehalten und von Anfang an das Anliegen mitgetragen, dass er selig gesprochen wird. Umso mehr dürfen wir uns darüber freuen, dass am 15. Mai, am Sonntag des Guten Hirten, den wir auch als Sonntag der geistlichen Berufe feiern, der Märtyrerpriester Georg Häfner seliggesprochen wird.

Alle Informationen zur Seligsprechung finden Sie unter www.georg-haefner.de, darunter auch das Vorbereitungsgebet zur Seligsprechung.

An allen Freitagen der Fastenzeit ist um 18.30 Uhr zur Vorbereitung auf die Seligsprechung ein Kreuzweg zum Käppele in Würzburg. Am 25. März leitet die Bruderschaft zum Hl. Kreuz diese Andacht, zu der ich alle Mitglieder und Freunde der Bruderschaft ganz herzlich einlade.

Pfr. Georg Häfner ist „einfach, gläubig, konsequent“ seinen Weg gegangen, wie es das Motto für die Seligsprechung treffend zusammenfasst. Zu diesem Weg sind auch wir alle im christlichen Glauben aufgerufen, und immer wieder gilt es, diesen Weg zu überprüfen. Die Wallfahrt ist für viele eine gute Gelegenheit dazu, und nicht zuletzt soll auch die Predigt beim Wallfahrtsamt auf dem Kreuzberg ihren Beitrag dazu leisten. Gerne stelle ich sie im Folgenden zur Verfügung, zumal sie, das Tagesevangelium von der „engen Tür“ aufgreifend, dazu einlädt, einfach, gläubig und konsequent den eigenen Weg zu gehen.

Liebe Wallfahrerinnen und Wallfahrer,
liebe Wanderer und Sonntagsgottesdienstbesucher,
liebe Schwestern und Brüder!
War es anstrengend für Sie, hierher zu kommen? Mussten Sie sich beeilen, schnell noch anderes erledigen? Liegt der Gottesdiensttermin günstig oder ungünstig, zu früh, zu spät? Mussten Sie den Gottesdienst  in Ihrem Terminkalender einplanen, die Fahrt hierher organisieren? Oder hat Ihnen jemand vorgejammert: Muss das ausgerechnet heute sein?
Eine „enge Tür“, von der wir im Evangelium gehört haben, hat unsere Kirche heute wahrlich nicht, im Gegenteil, sie steht weit offen, zumal wenn wir bei schönem Wetter den Gottesdienst hier am Freialtar feiern können. Aber kleinere und größere Mühen, nicht nur für uns Wallfahrer, sind schon erforderlich, um schließlich hier anzukommen. Ihnen und uns allen sind es diese Mühen offensichtlich wert – deshalb sind wir hier.
Das ist nicht selbstverständlich. Viele Menschen erwarten etwas anderes von ihrem Glauben. Er soll keine Mühe kosten, soll gut tun, erfreuen, entspannen, entlasten, aufbauen. Das Leben ist schließlich schon schwer genug! Stress im Beruf, Konflikte in der Familie, eine proppevolle Woche, Streit mit dem Nachbarn, finanzielle Sorgen, das reicht eigentlich. Da will ich durch den Glauben nicht auch noch gefordert werden. Bitte nicht noch einen Stressfaktor mehr!
Glaube muss mir gut tun, muss eine Oase sein zum Durchschnaufen, muss mir gute, aufbauende Gedanken geben, die mich nicht auch noch zusätzlich belasten! Religion gehört zu meiner knapp bemessenen Freizeit, und da erwarte ich Wohltuendes!
„Was gibt mir das“, das ist die Frage, die viele zuerst an Glaube und Kirche stellen, und nicht: „Was muss ich dafür tun?“ Aber genau dahin zielen die Worte Jesu, die wir eben gehört haben: „Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen.“
Ob damals zum Volk Israel oder heute zur Kirche – Mitgliedschaft allein genügt nicht. Es gehört offensichtlich auch eine Anstrengung dazu, sich nicht mit Halbheiten zufrieden zu geben, die Augen offen zu halten, wo ich noch mehr in der Nachfolge Jesu tun kann.
Das stößt bestimmt nicht nur denen sauer auf, die ihren Glauben allein als Oase im rauen Alltag betrachten. Nein, auch wer sich durchaus müht, sein Leben nach Jesu Gebot zu gestalten, stellt da die Frage: „Ja, ist es denn nie genug? Müssen wir denn wirklich immer noch Angst haben, dass es nicht reicht? Ist es denn so verwerflich, dass wir uns einen Gott wünschen, der uns auch einmal sagt: „Es ist gut. Ruh dich aus. Das genügt für heute.“ Warum dürfen wir uns den Gottesdienst nicht als Oase wünschen, zum Auftanken, zum Kraftschöpfen?
Tatsächlich: In der Hl. Schrift begegnen uns auch Texte, wo Jesus seinen Jüngern durchaus ihre Ruhe gönnt: „Kommt mit an einen einsamen Ort und ruht ein wenig aus“, sagt Jesus zu den Jüngern.
Und bei vielen Gelegenheiten nimmt er Menschen ihre Angst, nicht genügend geleistet zu haben. Zuwendung, Heilung gibt es bei Jesus ohne Vorleistung! Das Vertrauen auf ihn ist dort das Entscheidende, alles andere ist Gottes Geschenk!
Und das heißt für uns: Wer erschöpft von harten Zeiten in seinem Leben zu seinem Gott kommt, der darf auch erwarten, nicht wieder geben zu müssen, sondern neue Kraft zu finden bei Gott.
Wenn Jesus neben solche ermutigende Zusagen auch mahnende, aufrüttelnde Worte stellt, dann wohl deshalb, weil es für ein gutes christliches Leben wohl beides braucht: Ja, es braucht das Grundvertrauen, dass ich mit dem, was ich kann, bei Gott gut angesehen bin. Es braucht aber auch diese heilsame Unruhe, dass ich mich nicht vorschnell mit meinem Leben zufrieden geben darf.
Fehlt das Grundvertrauen, zerbrechen wir an den Erwartungen, die andere und auch wir an uns selber stellen. Und fehlt die genannte Unruhe, dann droht Bequemlichkeit und Trägheit, dann geht die Bereitschaft verloren, sich für die entscheidenden Dinge im Leben auch einmal einzusetzen, sie sich etwas kosten  zu lassen.
 „Was nichts kostet, ist auch nichts wert!“ Diese unbequeme Lebensweisheit gilt auch und gerade im Glauben. Sie gilt im Blick auf jeden einzelnen Christen: Wenn der Glaube gar keine Konsequenz im eigenen Lebensalltag hat, dann wird er auch keine Kraft geben in schwierigen Zeiten. Vielleicht ist es vielen wirklich nicht möglich, jeden Sonntag in die Kirche zu gehen. Wenn einer aber nur dann geht, wenn er beim besten Willen nichts anderes vorhat, dann wird er den Gottesdienst wohl kaum als Kraftquelle erleben. Die Gebete, Texte und Zeichen sind ihm fremd geworden. Und welche Kraft haben die Worte der Frohen Botschaft, wenn sie Worte bleiben und nicht zu Taten werden?
Jesu Botschaft heißt nicht: Es reicht nicht, was du tust! Seine Botschaft heißt: Es lohnt sich zu tun, was du kannst! Denn du wirst merken: Wer im Glauben gibt, der empfängt.
Wer gibt, empfängt Durchhaltevermögen, Zuversicht, Erfüllung und Zufriedenheit, Sinn im Leben, der spürt den Beistand Gottes.
Das sind Gaben, die ganz tief hinein gut tun.
Und deren Wirkung länger anhält als die Erholung, die eine ruhige Stunde in der Kirchenbank uns geben kann.
„Bemüht euch nach allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen“, sagt Jesus. Ja, auch diese Worte sind nicht Drohbotschaft, sondern Frohe Botschaft für uns. Lassen wir uns hier und heute beschenken mit Gottes Kraft. Und gehen wir dann wieder heim bzw. hinaus mit der Bereitschaft, etwas von dieser Kraft zu geben für die Menschen, denen wir begegnen, die mit uns unterwegs sind – auf der Wallfahrt, auf dem Weg durchs Leben.
Damit sie und wir erfahren, wie gut gelebter christlicher Glaube tut. Amen.

Ich danke Herrn Kurt Maisch für die Zeichnungen sowie allen, die wieder mithelfen, dass dieser Rundbrief gedruckt und kuvertiert wird, und allen Helfer/innen vor Ort, dass er alle Adressaten erreicht.

Ich wünsche Ihnen und Euch allen, auch im Namen der Vorstandschaft, einen guten inneren Weg auf die Seligsprechung zu, viel Freude beim Mitfeiern, und für das begonnene Jahr "pace e bene", Frieden und alles Gute,

P. Maximilian M. Bauer, Präses