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Liebe Mitglieder und Freunde der Bruderschaft zum Hl. Kreuz Würzburg!

Rundbrief 2023

Aus dem Franziskaner-Minoriten-Kloster in Würzburg sende ich Ihnen und Euch allen einen herzlichen Gruß, verbunden mit den besten Wünschen für ein gesegnetes und Frieden bringendes Jahr 2023! Während ich diese Zeilen schreibe, stehen wir noch am Anfang des neuen Jahres, Bis der Rundbrief Sie erreicht, wird der Krieg in der Ukraine schon mehr als ein Jahr andauern, und niemand kann sagen, wie lange Leid und Unrecht noch anhalten werden – in diesem Krieg und in allen Kriegen dieser Welt. Darum vereint uns diese Bitte um ein Frieden bringendes Jahr mit allen Menschen guten Willens auf der ganzen Welt! Und wir wissen, an wen wir diese Bitte richten dürfen: an den, der uns den wahren Frieden bringt, den Fürst des Friedens, an das Kind in der Krippe.

Bewusst habe ich darum für diesen Rundbrief wieder Bilder ausgewählt, die mich durch diese Tage begleiten. Sooft ich den Konvent betrete, begegne ich zuerst „dem Kind, das in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt“, im Treppenhaus vor unserem Refektorium, unter einem Christbaum, der nur mit Sternen, nicht mit Lichtern geschmückt ist. Seit dem Evangelisten Matthäus wissen wir, dass es weise ist, „dem Stern“ zu folgen, der uns zum Kind in der Krippe führt, und nichts soll uns ablenken von der zentralen Botschaft unseres Glaubens, dass uns im Kind von Bethlehem das wahre Licht geschenkt ist.

Wenn ich dann das Refektorium betrete, steht der Evangelist Lukas Pate für eine Krippendarstellung, die uns Herr Seitfudem aus Oberammergau in diesem Jahr zur Verfügung gestellt hat. Jetzt bin ich eingeladen, innerlich mit den Hirten nach Bethlehem zu eilen, um dort das Kind in der Krippe zu finden, mit seinen Eltern Maria und Josef, mit Ochs und Esel, Engelchen und Schäfchen. Das erinnert zunächst daran, dass es mit jedem Menschen ganz klein angefangen hat, und ebenso klein hat Gott in seiner Geburt als Kind mit uns Menschen angefangen, damit auch wir immer wieder neu und ganz klein anfangen. Mit jedem Anfang sind wir eingeladen, uns auf den Weg zu machen und uns neu einzulassen, uns von diesem Kind Gottes finden und helfen zu lassen.

„Zu Betlehem geboren“ lässt Friedrich von Spee sein bekanntestes Weihnachtslied beginnen und lädt uns damit ein, innerlich nach Betlehem zu kommen – nicht ins Heilige Land, sondern in mein Betlehem, das Paul Weismantel einmal so beschrieben hat:
„Mein Betlehem ist der Ort, das Haus, in dem ich wohne, das harte und trockene Brot meines Alltags mit einem anderen Menschen teile oder meist allein esse.
Mein Betlehem, das sind die Gaben und Gegebenheiten meiner derzeitigen persönlichen Lebensumstände. 
Mein Betlehem, das sind die Grenzen und Einschränkungen meiner anfälligen Gesundheit, die Spannungen und Belastungen in meinen Beziehungen.
Mein Betlehem ist der Ort, wo mir manchmal die Decke auf den Kopf fällt oder das Wasser bis zum Hals steht.
In der 5. Strophe singen und beten wir: „Dich wahren Gott ich finde in meinem Fleisch und Blut“… Ja, in meinem Fleisch und Blut finde ich Gott und findet er mich. Alle Mystiker verweisen uns darauf, dass wir uns in Gott und ihn in uns finden. Darin geschieht und besteht das große Geheimnis der Gottesgeburt in uns Menschen… Es bleibt ein wechselseitiges Geschehen: Gott sucht nach uns, besucht uns und sucht uns auf, um uns zu finden. Wir dagegen können und sollen ihn in allem suchen, ihn finden und uns von ihm finden lassen.“

Die nächste Krippe finde ich in unserm Hauschor, dem Ort des Gebetes für den Konvent, dankenswerterweise vom selben Künstler zur Verfügung gestellt. Hier sind es zunächst die einzelnen Figuren, die mich einladen mich ansprechen zu lassen, oder sie für mich sprechen zu lassen, eben dann, wenn das Herz voll ist, aber mir die Worte fehlen. Dann geben mir diese stummen Zeugen des Evangeliums die Erlaubnis, einfach nur da zu sein und mich mit so vielen Menschen auf  der ganzen Welt vor dem Kind in der Krippe verbunden zu wissen.

Hinter der Krippe erhebt sich der Altar, ein Steinblock, von einem Kreuz überzogen, darin eingesetzt das Tau-Zeichen, das Segenszeichen unseres Ordensvaters Franziskus. Von ihm ist uns überliefert, dass er im Jahr 1223, also vor genau 800 Jahren, in Greccio als erster das Geschehen der Heiligen Nacht mit den Menschen dieser Gegend nachgeahmt hat und so zum „Erfinder“ der lebendigen Krippe geworden ist.

Wieder weist ein Stern den Weg, der in der Längsachse des Kreuzes nach oben führt, zum Kreuzbild von San Damiano, vor dem einst Franziskus seinen Weg zu Jesus gesucht hat. Krippe und Kreuz umfangen das Leben Jesu. In seinem ganzen Leben ist Gott am Werk; in dem Kind, das Menschen aus allen Schichten, Sprachen und Völkern anzieht. In dem Künder der Frohbotschaft auf den staubigen Straßen Palästinas.

Wie er sich hinabneigt zu den Kindern. Wie er mit den Menschen die Leiden und Rätsel des Lebens trägt. Wie er sich nicht scheut, Armut und Heimatlosigkeit mit ihnen zu teilen. Wie er heilend und heilsam begegnet. Wie er sich mit
den Sündern an den Tisch setzt und ihnen neue Wege eröffnet. Wie er auf den Hass, der ihm begegnet, mit Liebe antwortet. Wie er in der Nacht der Ängste sich dem himmlischen Vater übergibt. Wie er so inmitten der Feindseligkeiten eine Bresche der Hoffnung schlägt. In diesem ganzen Leben von der Krippe bis ans Kreuz klingt die Botschaft der Hoffnung auf, die da sagt: Nicht die Hoffnungslosigkeit gewinnt, nicht die Bitterkeit, nicht der Hass, nicht der Tod! Gott hat das letzte Wort, und er hat es in diesem Menschen in die Welt hineingesprochen: in dem Kind von Betlehem, in dem Gekreuzigten von Golgota.

Diese Deutung begegnet mir schließlich auch an meinem Arbeitsplatz, in der Kapelle des Uniklinikums. Es ist eine sog. negative Diagonale, die sich vom Kreuz zur Krippe hin zieht, zu den Zeichen unseres Heiles!

Am Ende dieses Rundbriefs möchte ich mich bei allen bedanken, die sich wieder um den Druck und den Versand dieses Rundbriefs kümmern. Vergelt‘s Gott auch allen, die vor Ort und online mithelfen, dass der Rundbrief alle erreicht!

Mit dem Wunsch unseres Vaters Franziskus, pace e bene, Frieden und alles Gute,

P. Maximilian M. Bauer, Präses